08.04.2017

LANDTAGSREDE: "Wir alle tragen Verantwortung für diese Kinder."

Das vergangene Jahr war durch den Runden Tisch und auch durch den Untersuchungsausschuss, vor allem aber durch die öffentliche Diskussion, ein gutes Jahr für die Kinder, die in Schleswig-Holstein in Heimerziehung leben.

(...)

Wir alle tragen Verantwortung für diese Kinder. Diese Verantwortung dürfen wir nicht den Einrichtungen alleine überlassen, sie ist Aufgabe einer Verantwortungsgemeinschaft, zu der auch dieser Landtag gehört.

Zu dieser Verantwortung gehört  auch, dass dieses Thema heute nicht zu den Akten gelegt wird.

Wenn über die Einrichtungen nicht eine ständige intensive, öffentliche Kontrolle wacht, ist die Gefahr groß, dass es zu Wiederholungen kommt. Dies gilt es zu verhindern.

(…)

Ja, es sind in einigen Einrichtungen der Jugendhilfe in Schleswig-
Holstein  Kinder seelisch verletzt und gedemütigt worden. Das hätte nie passieren dürfen. 

Und wir wollen, dass sich so etwas nie wiederholt.

Richtig ist aber auch:  Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in unseren Heimen leisten eine gute Arbeit, geben Kindern  Unterstützung und Zuwendung, ein sicheres und zuverlässiges Zuhause, fördern und trösten sie.

Und deshalb brauchen wir Heime wie den Friesenhof nicht!

Wir haben gute andere.

Vieles ist auf einem guten Weg.

  1. Der Runde Tisch mit seinen 6 Veranstaltungen und 120 Teilnehmern hat einen intensiven Dialog zwischen den Verantwortungsträgern initiiert,
  2. die Heimaufsicht wurde von 4 auf 12 Stellen verdreifacht.
  3. auf Bundesebene werden die Eingriffsmöglichkeiten der Heimaufsicht  erweitert.
  4. In der neuen KJVO wurde der Rahmen zum Schutz des Kindeswohls konkretisiert.
  5. Die Ombudsstelle hat ihre Arbeit aufgenommen.
  6. In den Einrichtungen werden  Partizipationsstrukturen, in denen Kinder  mitverantwortlich   ihr Umfeld gestalten, gefördert.
  7. Der Landesjugendhilfeausschuss entwickelt die Empfehlungen des Runden Tisches weiter. Gut so!
  8. Die Vernetzung und Zusammenarbeit mit den örtlichen und auswärtigen Jugendämtern wird verbessert.
  9. Die Kommerzialisierung der Heimerziehung ist kritisch in den Blick geraten. Die Betreuung dieser Kinder darf nicht nur Geschäftsmodell sein.
  10. Wir haben Projekte der Sozialraumorientierung angeschoben.

Denn es ist oft absurd, Kinder weit entfernt von ihrem sozialen Umfeld hoch im Norden unterzubringen. Und wenn sich dann der Sozialarbeiter aus der Heimat nicht kümmert, ist das auch eine Form der Vernachlässigung!

(…)

Mein Fazit: Ein bedrückender Anlass, der einen wichtigen Prozess angestoßen hat. Ich hoffe, dass der nächste Landtag diesen Prozess fortführt.

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