28.04.2012

Noch 7 Tage: Viele kleine Rettungsschirme gegen Kinderarmut

Ein Rettungsschirm für Kinder... das war das Motto für eine Podiumsdiskussion des Möllner Runden Tisches. Was hilft gegen Kinderarmut? Alle Fraktionen des Landtags hatten einen Diskussionsteilnehmer geschickt, 70 Zuhörer saßen im Plenum.

In meinem Eingangsstatement machte ich deutlich, was ich schon oft gesagt habe: Kinderarmut in einem reichen Land wie Deutschland ist eine Schande, die wir nie hinnehmen dürfen. Auf dem Podium gab es die unterschiedlichsten Einschätzungen, was Lösungsansätze angeht. Ich wundere mich über die Kollegin von der FDP, die auch bei diesem Thema immer noch stereotyp auf die klammen Staatsfinanzen hinweist. Selbst wenn es um vergleichbar kleine Beträge für Verbände und Organisationen geht, die mit viel ehrenamtlichem Einsatz viel helfen – wie auch in Mölln unter dem Dach des Möllner Runden Tisches. Ich halte dagegen: Es gibt Bereiche, da müssen wir handeln und wir können es auch. Das ist auch eine Frage der Moral.

Dazu brauchen wir viele kleine Schirme, die Kinder schützen. Viele Angebote, die helfen, Frauenhäuser, die schützen, Kitas, die Unterscheide abbauen, Beratungsstellen, die unterstützen. Da dürfen wir nicht sparen, und wenn wir es nicht tun, gefährdet das auch nicht die Zukunft des Landes oder des Kreises.

Es gibt aber auch die großen Themen, wenn es gegen Kinderarmut geht. Das wichtigste: Der Mindestlohn muss her, damit Familien von dem leben können, was durch Arbeit ins Portemonnaie kommt. Fairer auskömmlicher Lohn ist der Schlüssel, übrigens nicht nur dafür, dass alle in der Familie zu essen haben, sondern weil es auch eine Frage der Würde ist, wenn Eltern für ihre Kinder durch ihre Arbeit aus eigener Kraft sorgen können.

Fast einhellig ist die Empörung, dass durch das Betreuungsgeld Kinder von den Kitas ferngehalten werden sollen. Stattdessen sollten diese 35 Mio. jedes Jahr für den Ausbau der Kitas in Schleswig-Holstein verwendet werden. Das hilft. Und das ist etwa der Anteil, der rechnerisch auf unser Land entfallen würde.
Dritter wichtiger Punkt gegen Kinderarmut: Bildung, Bildung, Bildung. Gemeinsames Lernen – von der Kita bis zur Hochschule, und das kostenlos. Gut, das werden wir nicht in einem Schritt schaffen, aber das dritte Kita-Jahr wollen wir in dieser Wahlperiode kostenlos haben. Das ist der Einstieg. Langfristig: Alle Kita-Jahre, keine Elternbeteiligung an Schülerbeförderungskosten.

Und dann sprachen wir noch über das Bildungs- und Teilhabepaket. Es ist nicht alles schlecht an diesem Paket, aber es erreicht zu wenige. Es ist viel zu umständlich, kompliziert, oft diskriminierend. Hier gibt es neue Modelle in einigen anderen Kommunen, zum Beispiel Plön, die ein Scheckkartensystem entwickelt haben, das sehr gut angelaufen sein soll. Ich werde es mir demnächst einmal ansehen.

Ergebnis des Abends: Eine interessante Diskussion über Notwendigkeiten, die wir eigentlich alle lange kennen. Es bleibt nur der bittere Nachgeschmack: Wie lange wollen wir noch darüber reden?

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